Senevita Homberg
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Hannelore Seiler-Badertscher
09. Dezember 2021
Es war das Jahr 2001 – der Tag begann wie immer – um 4.00 Uhr aufstehen, Büroarbeit, Haushalt, Frühstück, aus dem Haus zum Einkaufen für mein Blumen-Geschäft. Jede Minute empfand ich als meine Pflicht, da zu sein und mein Bestens zu geben, der Gedanke an das Alter kam mir nie. Kopf und Körper waren zu einander wie Teufel und Geist. Der Körper sagte: «Es ist nun schon lange genug!» Der Kopf jedoch befahl keine Weichheit, und immer wieder weiter zu machen. Urplötzlich kam ein harter Schlag von Oben, welcher Kopf und Körper zwang, sich zu einigen. Ein Hirnschlag beendete dem Teufel sein Werk.
Ich lernte über mein Wirken nachzudenken und ständig überkam mich eine grosse Müdigkeit. Der Morgen fing meistens mit Tränen an. Mit schwerem Herzen musste ich einsehen, dass ich nicht mehr so weitermachen kann und so entschloss ich mich, meinen geliebten Beruf aufzugeben. Ich wurde etwas mutlos. So liess ich es zu, mit meinem neuen Partner den Umzug ins Wallis zu wagen, wo ich mich jedoch die folgenden 16 Jahre nie heimisch fühlte. Mir fehlte mein grosser Bekannten- und Freundeskreis und auch die Distanz zu meinen Söhnen machte mir zu schaffen. Immer wieder sagte mir meine innere Stimme: «Geh zurück, du wirst da nur krank!» Zudem war ich meistens alleine, da mein Partner ständig unterwegs war.
Da ich seit 2003 auf den Rollstuhl angewiesen war, wurde die grosse Wohnung für mich alleine je länger je mehr einfach zu aufwändig, zumal mich auch sonst gesundheitliche Probleme plagten. So kam mir der Gedanke, der sich immer mehr verfestigte, in eine Alterswohnung zu ziehen. Klar war auch, dass ich nicht mehr länger im Wallis bleiben wollte. So informierte ich mich immer wieder im Internet, wo es geeignete Wohnungen hätte.
In dieser Zeit vernahm ich, dass mein Sohn ein Haus in Beinwil am See gekauft hatte. Und so kam ich dann auf meiner Suche auf die Internetseite der Senevita Hubpünt in Seengen, wo noch freie Alterswohnungen ausgeschrieben waren. Zusammen mit meinem Sohn liess ich mir die schönen Wohnungen bei einem Besuch zeigen, aber für mich waren sie jedoch zu teuer. Als zwei Tage später eine Angestellte der Senevita Hubpünt bei mir nachfragte, ob ich mich für eine Wohnung im Seenger Hause entschieden hätte, sagte ich aus finanziellen Gründen ab. Darauf wies mich die nette Dame auf eine freie Wohnung in der Senevita Homberg hin. Bereits am darauffolgenden Tag lagen sämtliche Unterlagen der Senevita Homberg in meinem Briefkasten. So besichtigten mein Sohn und ich die Wohnung in Reinach, und diese gefiel mir sogar noch viel besser als die in Seengen. Der grosse Balkon, sowie die eigene Waschmaschine besiegelten meinen Entschluss, und so sagte ich ohne zu zweifeln sogleich zu. Zudem war dieser Standort weniger weit entfernt von meinem Sohn. Sehnsüchtig wartete ich auf den unterzeichneten Mietvertrag. Als ich ihn in den Händen hielt, fing ich ein Zimmer nach dem andern zu räumen an. Alles, was ich mitnehmen konnte, wurde in Kisten verpackt, der Rest kam zur Entsorgung. Dann war der grosse Moment da. Alles ging sehr rasch. Auch meine zwei Katzen durften mit – das freute mich sehr. Zuerst luden wir bei meinem Sohn die Katzen ab, wo seine Partnerin sie in Obhut nahm bis wir im Casa Schneggli alles abgeladen hatten. Erst am Abend, als das Schlafzimmer aufgestellt war, holte mein Sohn die Katzen in die neue Wohnung. Müde, aber irgendwie glücklich, durfte ich am Ende des Umzugstages zum ersten Mal im Schneggli schlafen. Auch meine Katzen – Heidi und Peter – waren, nach dem sie alles beschnuppert hatten, müde und schliefen wie ich die ganze Nacht durch.
Am Tag des Einzuges war leider niemand vom Hausdienst vor Ort, der mir nochmals alles zeigen und erklären konnte, doch bereits anderntags fand ich mich selber sehr gut zurecht. Als ich mich dann nachmittags am Rollator etwas im Haus umsehen und die Umgebung erkunden wollte, fand ich nicht mehr zurück in meine Wohnung. Was jetzt?, dachte ich. Kurzerhand entschloss ich mich, mal bei einer Wohnung zu läuten und um Hilfe zu bitten. Doch da hatte ich erst mal Pech. Man schlug mir ohne ein Wort zu sagen einfach die Türe vor der Nase wieder zu, was in mir einen eher negativen Eindruck hinterliess. Ich nahm einen erneuten Anlauf, da eine Stimme in mir sagte, dass es hier nicht nur unhöfliche Menschen geben kann, und versuchte mein Glück an einer anderen Türe. Ich hatte doch zuvor im Vorbeigehen einen wohlklingenden Namen gelesen? Diese Person kann ja auch nur freundlich sein! Ich klingelte, und sogleich trat eine liebenswürdige Frau heraus und half mir weiter. Ich hatte mich einfach um ein Stockwerk geirrt gehabt. Sie wünschte mir noch einen guten Neustart und sagte dann freundlich: «Säg mir eifach du, i bi s’Emmi». Das munterte mich wieder auf. Anderntags kam dann jemand vom Büro vorbei und erklärte mir nochmals alles in Ruhe, damit ich mich auch gut zurecht finden würde in meinem neuen Zuhause.
Schon bald merkte ich, dass mein Nachbar Katzen sehr gerne mag. Meine beiden Fellnasen spürten das natürlich auch und seither freuen sie sich immer, wenn er draussen auf dem Balkon ist und mit ihnen spricht. Ich bin so dankbar, dass ich meine Katzen in die Senevita Homberg mitnehmen durfte. Tiere tragen im Alter doch so viel zum Wohlbefinden bei, und zudem hat man noch eine sinnvolle Aufgabe zu erfüllen.
Was ich in der Senevita Homberg in der wärmeren Jahreszeit sehr schätze, ist der grosse Balkon, auf welchem ich weiterhin meine Blumen und Kräuter ziehen darf. Unzählige Stunden verbringe ich im Sommer mit Lesen, Schreiben oder Handarbeiten an diesem Platz. Als ich kurze Zeit nach meinem Einzug bemerkte, dass ich immer schwächer wurde, liess ich durch den Arzt mein Blut untersuchen. Irgendetwas stimmte da nicht. So musste ich notfallmässig ins Spital in Menziken, wo mir Blut verabreicht wurde. Man fand die Ursache heraus und nach einer Woche Therapie konnte ich gottlob wieder in meine Wohnung zurück. Trotz dieses Zwischenfalls geht es mir hier seither insgesamt viel besser als in der Zeit, als ich noch im Wallis wohnte.
Hier ist es mir nie langweilig. Die schönen Spiel-Nachmittage vermisse ich aber schon etwas. Doch wegen Corona muss man halt schon vorsichtig sein und sich immer schützen. Zwischendurch treffen wir uns jedoch privat im kleinen Kreis zum Spielen. Es ist auch schön, Zeit zu haben, um die Natur zu beobachten.
Hat man irgendein Problem, kommt einem die gute Seele vom Büro zu Hilfe, die für jeden geduldig da ist. Ein ganz grosser Dank sei hier zu sagen. Auch unserem Hausmusiker möchte ich von Herzen danken, der uns immer wieder musikalisch unterhält. Dank ihm kann ich wieder singen, was ich seit meinem Hirnschlag nie mehr konnte.
In der Gartenanlage der Senevita Homberg gibt es im Sommer viele schöne und z.T. seltene Blumen und Pflanzen zu bewundern. Es ist ein wunderbarer Platz, sich zu verweilen und die Schönheit der Natur zu geniessen. Für mich ist das Leben in der Senevita Homberg wie Ferien, die ich 50 Jahre lang nie hatte.
Allen Bewohnern der Senevita Homberg wünsche ich, dass sie so glücklich hier sind wie ich, und dass der Herrgott uns allen noch einige schöne gemeinsame Jahre gibt, und dass uns die gute Fee vom Büro noch lange erhalten bleibt.
Auch wenn uns die Knochen ab und zu schmerzen, gehen wir in den Park und geniessen die Natur, welche uns ja immer wieder reichlich beschenkt. Dem Dankbaren tun die «Wehwehchen» nur noch halb so weh.
Es lebe die gut eingerichtete Senevita Homberg! Hoffen wir, dass sich Corona wieder mal verabschiedet und wir wieder vermehrt gemeinsame Stunden verbringen können.